Sanierung & Zukunft

Um überhaupt Arbeiten am Bauwerk durchführen zu können, war zunächst eine möglichst umfassende Bestandsaufnahme erforderlich. Dafür wurden gleich mehrere umfangreiche Gutachten eingeholt. Die Finanzierung für diese Vorarbeiten wurde vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege übernommen.

  • Bauhistorisches Gutachten

    Dr. Gerd Strickhausen (Burgenbüro Strickhausen, Lahntal-Caldern) erstellte ein bauhistorisches Gutachten, welches alle Aspekte um die Entstehung Freiensteins, die Bauphasen, den Verfall und schließlich die Maßnahmen zur Erhaltung umfasst. 

  • Biologische Bestandsaufnahme

    Außerdem wurde, durch den Diplom-Biologen Dietmar Teuber aus Gießen, eine botanische Untersuchung durchgeführt. Dieser konnte im Bereich der Burgruine über 230 verschiedene Pflanzenarten feststellen. Zusammen mit vielen seltenen Kleintieren und Vögeln, muss Freienstein somit auch als schützenwertes Biotop verstanden werden. Auch dies gilt es bei den kommenden Arbeiten zu berücksichtigen.

  • Georadar-Untersuchung

    Für die Erlangung der erforderlichen Daten, wurde auch eine sogenannte Georadar-Untersuchung durch die Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen Marburg durchgeführt, wobei im Boden liegende Bausubstanz erfasst werden konnte.

  • Drohnenvermessung

    Das Bauwerk selbst wurde mittels Drohnenvermessung, terrestrischer Photogrammetrie und Laserscanning erstmals maßstabsgerecht erfasst und mit sogenannten Ortho-Fotos dargestellt. Die erfassten Bild- und Messdaten können auch für eine hochauflösende 3D-Darstellung der Anlage Verwendung finden. Diese Arbeiten wurden von der LOGXON GmbH ausgeführt.

  • Die Statik

    Ein statisches Gutachten des Ingenieurbüros Schlier und Partner GmbH stellte schließlich, in sehr detaillierter Form, die Schäden am Bauwerk fest und ordnete diese in Rubriken ein, welche die Dringlichkeit der Baumaßnahmen darstellen. Dabei mussten zwei Bereiche mit höchster Priorität ausgewiesen werden. Einmal der Aussichtspunkt mit der Ruhebank, nördlich des sogenannten Kapellenbaues und zum anderen der nördliche Turm am äußeren Zwinger. Einige Stellen mit hoher Dringlichkeit betreffen auch den Bereich innerhalb des Kapellenbaus, weshalb auch dieser derzeit noch gesperrt bleiben muss.

    Aufgrund des Gutachtens konnten aber auch, nach Installation der Absperrzäune, Teilbereiche für den Besucherverkehr freigegeben werden. Dies erfolgte im Rahmen einer feierlichen Burgeröffnung im November 2022.

Die Maßnahmen der ersten Bauphase 2024

Mit der Aufsicht über alle Arbeiten war, wie schon bei den zuvor beschriebenen Untersuchungen vor Ort, das Architekturbüro von Frau Dörte Petersson aus Michelstadt beauftragt. Auf Grundlage der vorliegenden Schadenskartierung wurde vom Förderverein eine Priorisierung der einzelnen Maßnahmen unter Abwägung der Dringlichkeit und weiterer Öffnung der Burganlage für die Öffentlichkeit festgelegt.

Die Bauarbeiten wurden von der Firma Peter Walz Nachfolger Natursteine GmbH, Sensbachtal und für die Metallarbeiten von der Schlosserei Löw aus Michelstadt ausgeführt. 

Die Fördergelder kamen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Landesamt für Denkmalpflege und der Denkmalförderung des Bundes. Insgesamt konnten so 150.000 € aufgebracht werden.

Der Bereich um die Ruhebank

Als einer der beiden Punkte mit höchster Priorität wurde der Bereich mit der Ruhebank nördlich des Kapellenbaues gesichert. Der dort vorgelagerte Mauerteil wurde komplett neu verfugt und verbunden. Außerdem wurde ein Metallgeländer angebracht, das ein Abstürzen allzu mutiger Besucher verhindert und auch zur Absperrung der noch ungesicherten Bereiche dient.

Südöstlicher Gebäudebereich

Die umfangreichsten Arbeiten fanden im Bereich der Südostecke der Anlage statt. Hier wurde der komplette Mauerbereich bis zur obersten Mauerkante überarbeitet, neu verfugt und lose Steine befestigt. Wenn man sich den Mauerverlauf anschaut, dann sind die überarbeiteten Bereiche gut zu erkennen.

Bei den Sicherungsarbeiten an einem der ganz oben liegenden Fenster stellte man fest, dass dort noch die Reste einer alten Fassung vorhanden waren. Demnach hatte der Bau zu dieser Zeit einen weißen Anstrich, die Fensterrahmen waren rot, mit einem schwarzen Randstrich. Diese zufällige Entdeckung zeigt einmal mehr, wie wenig Freienstein in der Vergangenheit wissenschaftlich untersucht wurde. Sie zeigt aber auch, wie sorgfältig die aktuellen Arbeiten ausgeführt werden.

Auch am Südostbau wurden Metallarbeiten erforderlich, um die Begehbarkeit durch die Besucher zu ermöglichen. Hier fällt sofort eine Metalltreppe ins Auge, die zu dem hochgelagerten Zwischenboden führt. Der Bereich ist im weiteren Verlauf auch durch ein neues Geländer gesichert. Die dortigen Aussichtsfenster ins südliche Gammelsbachtal haben ebenfalls eine neue Metallsicherung erhalten. Somit können die Besucher nun auch diese Aussicht wieder genießen.

Die Arbeiten für das Jahr 2025

Insgesamt wurden für dieses Jahr 270.000 € an Fördergeldern beantragt. Damit soll zunächst der mit höchster Sanierungspriorität ausgewiesene nördliche Zwingerturm saniert werden. Auch der mittlere Halbschalenturm ist in die Planung der Sanierungsarbeiten einbezogen, da auch hier dringender Sanierungsbedarf besteht.

Leider wurden die beim Bund beantragten Fördergelder im ersten Anlauf nicht bewilligt, sodass ein Drittel der benötigten Summe fehlt. Wir hoffen, dass uns nachträglich doch noch eine Bewilligung der benötigten Gelder zukommen wird. Jedenfalls werden wir weiterhin alle Anstrengungen unternehmen, um die Arbeiten an Freienstein fortzuführen.

Inzwischen wurde bereits mit den Sanierungsarbeiten begonnen. Dabei wurde festgestellt, dass die Schäden am nördlichen Rundturm weit gravierender sind, als zuvor angenommen. Da dies mit höheren Kosten verbunden ist, wird die Sanierung des Halbschalenturmes vermutlich vorerst nicht mit einbezogen werden können. Primäres Ziel bleibt es, die Anlage dauerhaft begehbar zu machen und sie als kulturhistorisch bedeutenden Ort für die Öffentlichkeit erfahrbar zu erhalten.