Die Burg Freienstein

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Die Lage
Die Burg Freienstein liegt am Rande des Weckberges, der in seiner ovalen langestreckten Form bis weit in das Tal hineinreicht. Somit kann man hier, wie von kaum einer anderen Stelle, das Gammelsbachtal überblicken. Diese überragende Stellung gestattete den Burgherren eine einfache Überwachung des dortigen Talverlaufes. Gleichzeitig vermittelte die Burg, den Bewohnern des Tales, Schutz und Sicherheit vor Angriffen. Als Erbauer der Anlage muss man die Schenken von Erbach ansehen, da diese die Region zu ihrem Herrschaftsgebiet zählten. Der Bereich stellte auch dessen südliche Grenze zum Neckartal hin dar. Daher wurde Freienstein auch gerne als Erbachische Grenzfeste bezeichnet.
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Die Erbauung
Als Zeitraum der Erbauung wird allgemein die Mitte des 13. Jahrhunderts angegeben, was aus den sogenannten Buckelquadern geschlossen wird, wie sie um diese Zeit gerne Verwendung fanden. Auf Freienstein finden wir diese Bauelemente im Bereich der Außenkanten der Gebäude. Hier wurden die einzelnen Steinflächen nicht glatt gestaltet, sondern ein grober Buckel stehen gelassen, was diesen Mauersteinen ihren Namen gab. Urkundliche Nachweise zur Erbauung Freiensteins liegen uns nicht vor. Die erste derartige Erwähnung stammt aus dem Jahre 1297 und belegt die Übereignung der Burg Freienstein durch Engelhard Schenk von Erbach an den Grafen Eberhard von Katzenelnbogen. Da der Herr von Katzenelnbogen danach nicht wieder im Zusammenhang mit Freienstein erwähnt wird, kann diese Übereignung nur eine kurze Episode gewesen sein.


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Burgmannen
Das Geschlecht der Freiensteiner, welche diese Burg nachweislich im 14. Jahrhundert bewohnten, ist vielfach urkundlich belegt. Allerdings waren sie, nach den vorliegenden Erkenntnissen, als Burgmannen der Erbacher Schenken dort eingesetzt. Der Name des Geschlechtes Freienstein tauchte bereits 1280 in den Urkunden um das Kloster Herrenalb südlich von Karlsruhe auf. Vermutlich stammte es ursprünglich aus dem Bereich des ebenfalls dort gelegenen Sinzheim her. Demnach übernahmen die Freiensteiner den Namen der Burg, auf der sie sich als Burgmannen niederließen. Im direkten Zusammenhang mit der Burg Freienstein wurde der Name des Geschlechtes Freienstein erstmals 1344 urkundlich benannt. Doch schon nach dem Jahre 1389 verschwanden sie wieder aus den uns bekannten Urkunden.
In seiner Dokumentation „Burg Freienstein und ihre Burgmannen“ aus dem Jahr 1997 benannte Thomas Steinmetz noch weitere Geschlechter, als mögliche Burgmannen auf Freienstein. So die Echter, die von Schöllenbach und die von Hochhausen. -
Die Nutzung
Die Erbacher hielten über die Jahrhunderte an der Nutzung und Verwaltung der Burg Freienstein, durch dort eingesetzte Bedienstete fest. Der bekannte Archivar der Erbacher Grafen Karl Morneweg erklärte zur späteren Nutzung: „Es wohnte der Graf, der sich vor einer Seuche (der Pest) hierher geflüchtet hatte, ein halbes Jahr auf der Burg, welche früher wie später, in der Zeit der Hirschfeist und der Schweinehatz, den Herren als Jagdaufenthalt diente.“ Außerdem teilte Morneweg noch mit: „Die Erbacher Herren verschrieben wiederholt Teile der Burg nebst Einkünften einzelner Orte ihren Gemahlinnen als Witwensitz, doch scheinen dieselben keinen Gebrauch davon gemacht zu haben, da sie entweder vor ihrem Gatten starben oder sich nach einem kurzen Witwenstand wieder verheirateten.“
„Einen eigenen Kaplan hatte die Burgkapelle schon 1457, und noch 1521 wird ein solcher genannt.“
Seit 1511 ist der Verwaltungsbezirk Amt Freyenstein nachgewiesen, welcher seinen Namen bis ins 19. Jahrhundert behielt und den größten Teil der noch heute bestehenden Oberzent beinhaltete. Dass diese Region, welche schon früh auch als Oberzent benannt wurde, nun sogar als Stadt dieses Namens weiterbesteht, hat ihre Wurzeln daher auch in Freienstein.

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Bauphasen und Umbauten
Auch darüber, wie Freienstein bei seiner Erbauung ausgesehen haben mag, lässt sich nur anhand der noch vorhanden Bausubstanz spekulieren. Eine wissenschaftlich gesicherte Aussage ließe sich nur nach einer archäologischen Grabung und damit verbundener Sicherung der Grundmauern treffen. Der Annahme, dass Freienstein bereits bei seiner Erbauung als Schildmauerburg konzipiert wurde, stellte im Jahre 1954 Dietrich Röder seine Theorie eines ursprünglichen Wehrturmes entgegen. Dieser Wehrturm wurde demnach, in Folge eines Teileinsturzes, zur Schildmauer umgestaltet. Dieser Theorie schlossen sich sowohl Thomas Steinmetz, als auch Kurt Siefert an, der für seinen Kampf um die Erhaltung der Burg bekannt wurde.
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Eine aktuelle Theorie von Dr. Gerd Strickhausen besagt, dass die Anlage zunächst eine Mauer aufwies, die den inneren Burgbereich in einer gleichmäßigen Höhe umschloss. Erst in den Folgejahren habe man diese dann, auf der Westseite, bis zur endgültigen Höhe der Schildmauer ausgebaut.
Eindeutig ist dagegen die Anlage des äußeren Zwingers mit seinen drei Türmen. Diese Wehranlage, die heute einen wichtigen Teil zur Ansicht Freiensteins beiträgt, wurde deutlich später ausgeführt. Man geht hier von einer Erbauung im 16. Jahrhundert aus, als bereits Schusswaffen neue Konzepte für die Anlage von Festungen erforderten.

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Die Abbildung aus dem Jahre 1629
Diese Abbildung stammt aus dem sogenannten Politischen Schatzkästlein (Thesaurus Philo-Politicus) von Daniel Meisner. Sie zeigt Freienstein in seiner weitesten Ausbaustufe und belegt, dass die Anlage damals einen sehr imposanten Anblick geboten haben muss.
Allerdings war zu diesem Zeitpunkt der Höhepunkt der Entwicklung Freiensteins bereits überschritten. Schon seit 1621 tobte im Odenwald der 30-jährige Krieg mit allen seinen Schrecken. Die Plünderungen und Zerstörungen waren auch an Freienstein nicht spurlos vorübergegangen.
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Der Niedergang
Der westfälische Frieden von 1648 stellte zwar das Ende der Kampfhandlungen dar, doch 30 Jahre Krieg hatten auch im Odenwald ein ödes ausgebranntes Land hinterlassen. Die Bevölkerung war durch Hunger, Seuchen und Mord auf einen Bruchteil zurückgegangen. Einige Ortschaften waren komplett entvölkert. Durch die Neuansiedlung von Menschen, zum Beispiel aus der Schweiz, gelang es langsam die Gebiete wieder zu beleben.
Dass in dieser Nachkriegszeit keine Mittel für die Erhaltung einer Burganlage zu Verfügung standen, die auch militärisch nicht mehr auf dem Stand der Zeit war, muss nicht weiter erläutert werden. Zumindest bis ins Jahr 1685 hatte, laut vorliegender Unterlagen, das Amt Freienstein auch noch seinen Sitz auf Freienstein.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts verfiel die Anlage zusehends und Anfang des 19. Jahrhunderts hausten dort nur noch einige bedürftige Personen, die keine andere Unterkunft gefunden hatten. Im Jahre 1811 mussten auch diese, wegen des desolaten Zustandes und Einstürzen von Mauerteilen, die Burg verlassen.
Trotz mehrfacher Erhaltungs- und Baumaßnahmen bis in unsere Zeit, verlor Freienstein immer mehr von seiner damals noch vorhandenen Bausubstanz.

Der große Einsturz
Den schlimmsten Einsturz erlebte die Burg leider im Jahre 1988, als der größte Teil der noch stehenden Schildmauer in sich zusammenbrach. Damit verlor die Anlage eines ihrer wichtigsten und imposantesten Bauteile.
Foto: Dr. Rolf Reutter, Darmstadt
Der Förderverein Burg Freienstein
Der im Jahre 2021 gegründete Förderverein bringt erstmals alle Personen und Institutionen zusammen, die sowohl Verantwortung für die Burganlage tragen, als auch das Interesse an deren Erhaltung nach außen tragen wollen.
Schon in den ersten Jahren konnten auf diesem Wege Spenden in einer Höhe erzielt werden, die bereits größere Baumaßnahmen ermöglichte. Weitere Maßnahmen, bis hin zur Öffnung der kompletten Burganlage für die Öffentlichkeit, sind in Arbeit.